Die beste Musik überhaupt

 

Und hier sind nun meine besten Platten überhaupt. Ich glaube, daß ein Großteil der Aufnahmen erst durch eine gute Anlage seine wahre Qualität beweist. Die Reihenfolge soll keine Rangliste sein. Irgendwo muß man ja anfangen.

 

Weather Report: Live in Tokyo

Wie lange habe ich gesucht, bis ich endlich die richtige Version fand: "D-flat Waltz" wurde hier mit einer Spielfreude eingefangen, das muss man einfach gehört haben. Für mich sozusagen der musikalische Urmeter, wo geniale Musiker virtuos miteinander spielen. Gesang würde hier nur stören. Einfach laufen lassen und nach rund 14 min erstaunt feststellen, dass die Jungs vor knapp 40 Jahren ihrer Zeit weit voraus waren.

Apropos richtige Version: Das Lineup von 1983 aus dem Rockpalast ist bis auf den Percussionisten identisch besetzt, aber das Stück kommt einfach nicht in Fahrt. Es wirkt teilweise, als spielen die Musiker parallel nebenher, aber nicht miteinander.

Die Credits bezüglich des Aufnahmedatums 1972 sind übrigens falsch. Omar Hakim an den Drums und Victor Bailey am Bass kann frühestens 1982 gewesen sein, Percussionist Mino Cinelu kam 1984 dazu. Die Angabe 1984 vom Video auf Youtube scheint demnach richtig zu sein. Bei Wikipedia ist die Bandchronik gut aufbereitet dargestellt, allerdings ist auch hier das falsche Erscheinungsjahr 1972 angegeben.

Dire Straits: On every Street

Es war 1991, als dieses Album herauskam und auf FFN wurde zwei Wochen vor der Veröffentlichung jeden Abend ein Stück daraus gespielt. In der Zeitschrift "Audio" wurde sie zur Platte des Jahres gekürt. Irgendwann im September war ich mit einigen Freunden in Berlin, wo ich mir von meinem letzten Taschengeld diese CD kaufte. Bis heute hänge ich an dieser Aufnahme, vor allem "Calling Elvis" hat es mir angetan. Zwischenzeitlich (1996) wurde die Platte remastered und so kaufte ich sie mir ein zweites Mal. Egal, das mußte sein.

 

 

Caroline Lavelle: Spirit

Das war ein absoluter Zufallskauf. Ich stand bei Media Markt vor dem Regal mit audiophiler Musik und versteckt zwischen all den anderen CDs blinzelte mich dieses Cover an. Ich kaufte die CD und bin seitdem ein Fan von CL und - William Orbit. Er hat diese geniale CD produziert und es stecken Unmengen seiner Sounds in jedem Titel. In meinem Kopf sind sie für alle Zeiten abgespeichert. Er hat einen Stil, den man sofort wiedererkennt. Daß er drei Jahre nach diesem Album "Ray of Light" zusammen mit Madonna produzierte, ist interessant, weil man etliche Parallelen zwischen diesen beiden Alben feststellen kann. Die Aussage, Madonna und Orbit hätten 50/50 an ROL gearbeitet, kann ich nicht so recht glauben. In meinen Augen hat er den überwiegenden Teil komponiert.  

 

Terry Evans: Puttin' it down

Es war 1998, als ich beruflich in der Schweiz war und mir an den Wochenenden nicht nur die Schweizer Berge ansah, sondern vor allem die Hifi-Geschäfte in der Umgebung von Zürich. So kam ich irgendwann nach Embrach, wo mir ein überaus freundlicher Händler viele bis dato ungehörte Musikschätze kredenzte. Natürlich auf handverlesenen Anlagen und immer bemüht, noch einen draufzusetzen. Tja, und dann legte er diese CD ein: Das vierte Stück "Down in Mississippi" stellte mein bisheriges Bild von Bluesmusik dermaßen auf den Kopf, daß ich fast ohnmächtig wurde. Dieser Typ, gesegnet mit einer gewaltigen Stimme, dazu eine ungeheuer kraftvolle Aufnahme und ein Schlagzeug, daß einem die Wände wegfliegen, das gibt es nur hier. Tip: Unbedingt die Version auf XRCD bzw. SACD kaufen! Kostet zwar etwas mehr, aber erst da fliegt einem so richtig das Blech weg!

 

 

David Sylvian: Gone to Earth

In Mühldorf am Inn gab es einen Plattenhändler, der neues und gebrauchtes Vinyl zu fairen Preisen anbot. Nach der Arbeit war ich sehr oft dort und hörte mir Schallplatten an. Und so kam ich nach stundenlangem Stöbern mehr durch Zufall auf diese Platte. Die ungewöhnlichen Arrangements, dazu Sylvians Gesang, Robert Fripps abgefahrene Gitarrensounds und diese intensive Atmosphäre machen "Gone to Earth" zu einem ewigen Juwel.

 

 

Daughter: If you leave

Dieses Album überrascht mit Songs, die einen beim Anhören regelrecht in den Bann ziehen und nicht mehr loslassen. Das gekonnte Spiel mit anschwellender Lautstärke und Intensität der Darbietung erzeugt auf einer guten Anlage einen regelrechten Strudel, dessen Faszination ich mich nur schwer entziehen kann. An bestimmten Tagen ist das wie pure Medizin.

The Police: Regatta de Blanc

Was wäre wohl aus den Ursprungsideen der Songs von Sting geworden (angeblich eher jazzig angehaucht), wenn er nicht Andy Summers und Stewart Copeland als musikalische "Durchlauferhitzer" gehabt hätte? Es war wohl genau dieser musikalische wie persönliche Kontrast, der einerseits eine unglaubliche Kreativität und Spielfreude zutage gefördert hat, später aber auch zunehmend einen Keil zwischen die Drei trieb. Die Musik ist zeitlos, klingt immer noch frisch und originell. Andy Summers Gitarrenarbeit hat mich sehr beeinflusst, die häufig von ihm eingesetzen sus-Akkorde klingen luftig und spannend. Einen ausführlichen Bericht zum Making-of dieses Albums gibt es hier.

 

Dire Straits

Zu diesem Album muß ich wohl nicht viel sagen. Es steckt voll mit schönen Gitarrensounds, die Titel sind fast durchweg Evergreens, wobei mir gerade "Sultans of Swing", daß ja auch im Radio neben "Lady Writer" das einzige DS Stück ist, gar nicht so sehr gefällt. Aber die Kraft dieses Albums steckt halt in den leisen Tönen, was man mit einer guten Anlage auch regelrecht zelebrieren kann. Bei "Six Blade Knife" klingt jeder einzelne Schlag mit dem Besen auf die Snare anders, die Gitarren-Licks kommen knackig und direkt rüber. Dieses Stück, in der richtigen Lautstärke gehört, wirkt ungemein entspannend.

 

 

 

Pixies: Doolittle und Surfer Rosa

"Doolittle" war meine allererste CD. Gekauft, bevor ich überhaupt einen CD-Player hatte. Aber wie kam ich darauf? Nun, ganz einfach. Auf "Jugendradio DT64" lief damals (1990) sehr oft ein Titel, der sich in meinem Kopf regelrecht einbrannte: "Velouria" von dem Pixies-Album "Bossanova". Bis ich Titel- und Bandnamen herausfand, verbrachte ich etliche Abende an meinem Sharp Optonica Tuner, bis der Moderator es endlich mal durchsagte. Kurz darauf kaufte ich mir die Schallplatte und die lief von da an täglich von morgens bis abends. Diese Art von Musik stellte damals mein gesamtes Leben auf den Kopf. Man muß sich nur vorstellen, daß es Grunge und andere Musikstile noch nicht gab. Zu dieser Zeit waren MC Hammer und andere Sachen angesagt. Und so hatte ich endlich etwas gefunden, was meine Vorstellung von Musik erfüllte bzw. die Neugier auf mehr erweckte. Es gab also noch was anderes als diese langweiligen Top40-Sachen.

"Doolittle" ist im nachhinein das interessantere Album. Vor allem, weil dort mehr von der ursprünglichen Energie der Pixies zu spüren ist und die Texte von Sänger Black Francis einfach eine Klasse für sich sind. Das erste Pixies-Album "Surfer Rosa" ist in dieser Hinsicht wohl der Urvater des energiegeladenen Indie-Rocks. Das Pixies-typische Laut-Leise-Laut-Schema ("Mr Grieves") hat übrigens auch Curt Cobain nachhaltig beeinflusst.

Apropos: Für mich ist Joey Santiago einer der besten Gitarristen. Nicht etwa, weil er unglaublich schnell oder sehr komplizierte Dinge spielt, sondern wegen seiner Fähigkeit, Gefühle in Töne umzusetzen, die wehklagend, schneidend, kettensägenartig, beißend, todtraurig oder wie auch immer sind. Das kann man kaum in Noten fassen und nachspielen. Mein Freund Adrian und ich haben es damals stundenlang versucht, aber die Erkenntnis war: Du musst erst tief in die Musik eintauchen, dann kommt der Rest von ganz allein. Ohne das richtige Feeling ist es nur eine Anreihung von Tönen.

 

 

Sara K: Water Falls

Das Konzert im Artmax Braunschweig, wo sie zusammen mit Chris Jones auftrat, war ein audiophiles Highlight. Als PA wurden vier B&W Matrix 801 genutzt, angetrieben von großen Classé-Audio Endstufen. Günter Pauler von Stockfisch-Records saß am Mischpult und als Bonbon wurde von diesem Konzert sogar eine Live-DVD produziert. Nach dem Konzert ließ es sich Chris Jones nicht nehmen, für die übrig gebliebenen Gäste auf der Gitarre zu improvisieren. Die (Studio-) CD klingt warm, kraftvoll und vollmundig.

Walter Lang Trio: Plays Charlie Chaplin

Die Kniestedter Kirche in Salzgitter Bad war der ideale Ort für dieses Konzert. In der intimen Atmosphäre konnte sich die vom Walter Lang Trio interpretierte Filmmusik Charlie Chaplins zu einem Film vor dem geistigen Auge verdichten. Rick Hollander spielte sein Schlagzeug teilweise mit den Fingern und erzeugte damit jene dynamische Bandbreite, die 1:1 zu den imaginären Bildern im Kopf passte.

 

Patricia Barber: Modern Cool

Auch wenn hier nicht alle Stücke meine vollste Begeisterung entfachen, so hat doch "Company" einen sicheren Platz in der Hall of Fame ergattert. Es beginnt jazzig, steigert sich dann von der Intensität bis zum Schlagzeugsolo von Mark Walker, wird zum Ende hin sanfter und leiser bis es schließlich endet. Ein wahres musikalisches Wechselbad. "Winter" schafft es, mit seinen düsteren Klangfarben den Hörraum gefühlt um 5°C abzukühlen.

Das Album "Nightclub" sei hier auch empfohlen. Die Version von "Bye bye blackbird" ist allein schon den Kauf wert. Wie Patricia Barber den Song bis auf sein Skelett zerlegt und dann mit einer hohen Intensität jeden einzelnen Ton zelebriert, das muss man gehört haben. Eine gute Anlage projiziert den Flügel lebensecht in den Raum, das Klangbild atmet regelrecht und selten wurden die Pausen zwischen den Tönen als so elementarer Teil der Musik wahrgenommen.

 

  

Strange Cargo: 1, 2, 3 und Hinterland

Hier ist William Orbit in seiner reinsten Form zu hören. Unter dem Namen "Strange Cargo" hat er vier Alben herausgebracht, die im Bereich elektronischer Musik sicherlich außergewöhnlich sind. Damals, wo andere Musiker auf die ach so tollen Synthies abgefahren sind, hat Orbit immer an Kombinationen mit Gitarre, auch der Akustischen, experimentiert. Das Ergebnis sind sehr groovige, leichte, teils sphärische Stücke, die das besagte Kopfkino sofort auf Hochtouren laufen lassen. Einfach zeitlos und genial. Für mich irgendwie der Sound, mit dem ich rückwirkend die Zeit der 80er bis Anfang 90er Jahre "synchronisieren" kann. Aber hört es euch doch selbst an!

 

 

 

 

 

 

 

Pink Floyd: The Final Cut

Diese CD hörte ich, ebenso wie Terry Evans, zum ersten Mal in Embrach in der Schweiz. Ich weiß es noch wie heute: Die Cantabile-Vorstufe steuerte einen Pass Aleph 0s an, an dem wiederum ein Paar Audiophysic Caldera angeschlossen waren. Die Räumlichkeit und die stellenweise extreme Dynamik der Aufnahme machen "The Final Cut" zu etwas ganz Besonderem. Für mich die beste Pink Floyd-Platte. Ganz wichtig: Unbedingt die Remasterte Columbia-Version kaufen, nicht die von EMI! Klanglich liegen Welten zwischen den beiden CDs.

 

 

 

Bert Kaempfert: A Swingin' Safari

Denkt doch was ihr wollt: Bert Kaempfert ist der King des Easy Listening! Und nach den ersten Takten dieser fantastischen Platte wippt garantiert jeder Fuß mit. Daß diese Aufnahme dem Medium Schallplatte auf den Leib geschneidert wurde, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Die Klangqualität ist umwerfend, dazu kommt der "Knackbass", ein typisches Merkmal des Kaempfert-Sounds, wo ein akustischer Bass von einem Elektrischen gedoppelt wird. Kaempfert hat es geschafft, nie schwülstig oder sonstwie belanglos zu klingen. Seine Aufnahmen haben stets etwas originelles und der hohe Anspruch an die Aufnahmequalität beweist, daß es auch schon 1962 möglich war, hervorragend klingende Tonträger zu produzieren.

 

Jack Johnson: Brushfire Fairytales

Ein Fan von Jack Johnson bin ich erst seit 2005. Mein Kollege Markus kam mit der CD an und nach mehrmaligem Durchhören war ich "voll drauf". Gerade diese CD (Johnsons Erste) klingt so kraftvoll und direkt, daß einem fast die Lautsprechermembranen platzen. "Flake" und "Bubble Toes" gehen dermaßen ab, daß ich mich manchmal dabei ertappe, die Anlage immer lauter zu drehen. Die anderen Johnson-CDs klingen gegen diese Sprengladung guter Laune relativ handzahm.

 

 

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