Der Merason DAC1 mk II

Der B.M.C. Puredac hat mich viele Jahre durch den musikalischen Alltag begleitet. Doch wenn man Hifi-begeistert ist, kommt irgendwann die Frage auf: was ist denn so auf dem Markt der D/A-Wandler los? Was könnte mich interessieren?

Ich lese die bekannten Hifi-Magazine, und auch im Internet habe ich meine Favoriten wie Lowbeats oder Fairaudio. Wenn ich für mich kurz zusammenfasse, bleibt da eine Erkenntnis: Es sind sehr viele ESS DACs (9018, 9028, 9038) verbaut, fast alle können PCM 768 und DSD 512, viele haben umschaltbare Filter. Und je mehr ich las, was die technischen Daten so hergeben, um so stärker kam der Gedanke in mir auf, dass die Entwicklung weit über das Ziel hinausgeht. Hat jemand schon mal eine DSD 512 Datei "gesehen", also rein von der Dateigröße und/oder gehört? Ebenso PCM 768. Wer will denn solche Dateigrößen streamen oder lokal speichern?

Für mein Empfinden baut man auf Herstellerseite eine aus heutiger Sicht völlig utopische Zukunftssicherheit ein, die aber den Blick für das Wesentliche verliert. Geschweige denn, dass ja auch die Tonstudios ihr Equipment aufrüsten müssten, was ich mir ebenfalls nicht vorstellen kann. Im Schnitt ist bei Qobuz schon öfter 88/24 oder 96/24 bei neuen Alben üblich, 192/24 aber noch die Ausnahme. So sieht es heute aus.

Eine spezielle Nische sind DACs, die ohne Oversampling arbeiten. Aqua (Acoustic Quality) und Soulnote bieten verschiedene Modelle an, deren Konzepte spannend aussehen und die gewohnten Schaltungskonzepte umgehen. Ich konnte aber keine generelle Überlegenheit des sogenannten NOS (Non-Oversampling)-Modus erkennen, es ist letztlich die Auslegung der gesamten Schaltung entscheidend.

Der Test des Soulnote D-1N bei Fairaudio zeigt sehr deutlich, dass es große Unterschiede zwischen Oversampling und NOS gibt. Aber was ist nun besser? Wir waren bei den Aufnahmen unserer Lieblingsalben nicht im Studio anwesend. Woran soll man nun feststellen, ob wir genau das studiomäßig abgemischte Originalklangbild oder ein überdimensioniertes Abbild hören? Hier muss man für sich selbst entscheiden, was originaler sein könnte.

Für mich war z.B. jahrelang klar, dass nur ein Spline-Filter richtig sein kann, weil nur er Impulse ohne Vor- und Nachschwingen wiedergibt.

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Und nun kommt Merason ins Spiel. Die Herstellerseite geht sparsam mit technischen Details um. Dafür ist die Philosophie eindeutig: endlich Musik! Die Testberichte von Lowbeats und Fairaudio habe ich zwar gelesen, aber erst auf den zweiten Blick richtig interpretiert.

Der Wandlerbaustein, um den sich alles dreht, ist der BurrBrown 1794A. Eigentlich ganz schön alt und überhaupt nicht auf dem Stand der Technik. Damit war meine Aufmerksamkeit geweckt!

Wenn man sich überlegt, dass Merason konsequent auf diesen Wandler setzt, weil das Klangpotenzial derart hoch ist, dann muss doch mehr dahinter stecken. Und so ist es auch: umringt von hochwertigen Bauteilen wird die gesamte Schaltung auf ein Niveau gehoben, was in Summe ein exzellentes Gerät ergibt.

Dass man dabei weder mit Messwerten noch mit seitenlangen Abhandlungen über das beste Wandlerprinzip zu überzeugen versucht, finde ich sehr sympathisch. Wie oft liest man Testberichte und stellt fest, dass nach 85% technischer Daten nur eine bescheidene Klangbeschreibung folgt, die dann auch eher dürftig als Neugier erweckend ist.

Merason wird vermutlich kaum in den gängigen Hifi-Zeitschriften getestet werden. Umso mehr sollte man sich wieder darauf besinnen, was Musik ausmacht und einfach beobachten, wie man sie wahrnimmt.

Im Juni konnte ich mir den DAC1 mk I bei CM-Audio ausleihen. Es dauerte nicht lange, bis sich sein Klangcharakter zeigte: offene, musikalisch mitreißende Wiedergabe mit sehr hoher Auflösung. Im direkten Vergleich würde ich sagen, dass der Puredac 10% der leisen Signale unterschlägt. Jene kleinen Schwingungen, mit denen ein Klangbild erst vollständig ist.

Ein Beispiel: William Orbit höre ich schon seit vielen Jahren. Der Titel "My oracle lives uptown" läuft gelegentlich, aber mit dem Merason klang es auf einmal so, als würde man selbst am Mischpult sitzen und die einzelnen Spuren aussteuern.

Bitte nicht falsch verstehen: die Klänge wurden nicht auseinander gerissen und analytisch präsentiert, sondern fein säuberlich dargestellt, so dass man den Titel im Ganzen aber auch Spur für Spur hören und darin eintauchen konnte. Das schaffen nur sehr wenige Geräte. Entweder es wird technisch seziert oder musikalisch verdichtet.

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