Ein Grund, warum es bei den ganzen CD-Player Vergleichstests immer neue Highlights gab: Man konnte anscheinend nie das "einzig Wahre" Gerät bauen, daß für einen guten Preis dem Musikhörer ein 1:1 Abbild der Originalaufzeichnung offenbarte. Und so ist der Leidensweg des jungen Audiophilen quasi vorgezeichnet. Angefixt mit billigen Vorführtiteln, die überall gut klingen, wollte er endlich wissen, was auf seinen (viel besseren) CDs wirklich drauf ist. So las er sich von Zeitschrift zu Zeitschrift, die immer feinere Nuancen mit den neuen Playern hörten, und stellte sich vor, welches Gerät ihm am meisten Spaß bringen könnte. Wohl wissend, daß der Entwurf für die nächst bessere Player-Generation schon in der Schublade der Hersteller schlummerte. Aber er wollte es jetzt haben. Voll auf Droge musste irgendwann so ein Teil angeschafft werden. Stichwort: Kalter Entzug. Vielleicht hören die Schmerzen damit wenigstens zeitweise auf. Und es brachte auch Linderung. Bis der nächste Test stattfand und man plötzlich las, daß jetzt noch mehr aus der CD herausgekitzelt wird. Das lässt einen Hifi-Junkie nicht mehr ruhig schlafen.

Anfang der Neunziger kam DCC auf den Markt. Ganz dunkel erinnern wir uns noch daran. Der Nachfolger der Compact-Kassette mit datenreduzierter digitaler Tonaufzeichnung (PASC mit 4-facher Komprimierungsrate) und Abwärtskompatibilität. Und natürlich wurden auch hier wieder Stolpersteine eingebaut, die es unmöglich machten, je ein vernünftiges Gerät zu bauen. Die Tonköpfe hatten 18 Spuren! Da kommt einiges zusammen, wenn man zwei Bandseiten analog bzw. digital ohne umdrehen lesen und beschreiben will. Die Datenreduktion steckte noch in den Kinderschuhen. Der Frequenzgang wurde je nach Inhalt bei 16kHz begrenzt. Ich weiß leider nicht mehr, was für ein psychoakustisches Modell dahinter steckte. Macht auch nichts. Will heute keiner mehr wissen! Was Philips da für ein Geldgrab ausgehoben hat, wird in Eindhoven wahrscheinlich so totgeschwiegen wie bei den Amerikanern die Wahrheit über Area 51, aber seis drum, wir waren ja schlauer und haben diesen Schrott nicht gekauft. Was war das für ein absurder Plan: Zum Preis einer CD hätte man ein datenreduziertes Band mit allen seinen Nachteilen, vor allem den langsamen Zugriffszeiten auf die Titel, kaufen können. Na schönen Dank auch!

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Musik hören - Warum einfach, wenn's kompliziert geht?

Wenn es um die Wiedergabe von Musik geht, dann war den Ingenieuren der Unterhaltungsindustrie bisher kaum ein Weg zu umständlich, um ihn nicht doch zu gehen. Wir müssen gar nicht lange überlegen, am besten fangen wir vorne an, bei der Schallplatte. Die hatte systembedingt immer mit dem sogenannten Spurfehlwinkel zu kämpfen und zeitlebens durften sich frisch diplomierte Jungingenieure an der Lösung dieses Problems versuchen. Natürlich ohne es je zu schaffen. Aber man strebt ja herstellerseitig nicht die Perfektion an, sondern setzt sich bewußt so unerreichbare Ziele, daß auch noch die nächsten 20 Jahre an dem Scheißteil herumentwickelt werden darf. Obwohl, da gab es Anfang 2007 die wohl unglaublichste Meldung zu lesen: Der erste Tonarm mit speziellem Führungarm und kardanischer Aufhängung konnte den gordischen Knoten lösen. Hurra! Pikanterweise stammt die Lösung von einem Uhrenbauer, also jemandem, der nicht dazu verdonnert ist, mit jedem Modellwechsel bitteschön nur marginale Verbesserungen und bloß keine großen klanglichen Unterschiede in die neue Gerätelinie einfließen zu lassen. Dass der Tonarm 8000€ kostet, grenzt den Käuferkreis dieses technischen Wunderwerks zum Glück extrem ein. Das hätten sich die Väter der Schallplatte nicht träumen lassen: Damals war man überzeugt, nie den perfekten Plattenspieler bauen zu können, um auch nach Jahrzehnten noch sein Brot damit zu verdienen.

1982 erblickte die CD das Licht der Welt. Entstanden, um die Schallplatte abzulösen, was in einer bis heute andauernden Koexistenz mündete, wobei die heutigen Verkaufszahlen der Platten bei einigen 10000 gegenüber einigen 10 Millionen CDs liegen. Auch die CD-Entwickler bekamen als Vorgabe, ein vorzeitiges Erreichen der technischen Möglichkeiten zu verhindern, da hier eine große Anzahl von Firmen was verdienen wollte und der Kuchen groß genung für alle ist. Die CD dreht sich am Anfang mit 500 Umdrehungen pro Minute, während der Laufzeit verringert sich das Tempo kontinuierlich, und am Ende sind es noch derer 200. Was da für Regelvorgänge abgehen, kann man sich halbwegs vorstellen. Die sind aber nicht das Problem.

Sondern das bewusst mittelmäßig festgelegte Aufzeichnungsformat mit 16Bit Auflösung und 20kHz oberer Grenzfrequenz, daß genug Spielraum für unendlich viele und teilweise sogar dichte Annäherungen an das Originalmasterband bot, ohne ihm natürlich je wirklich nahe zu kommen. Nebenschauplätze wie Digitfilter und deren Klangphilosophie lasse ich hier aus Platzgründen außen vor.

 

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